Haftungsrisiken bei KI-gestützten technischen Übersetzungen:
Warum Unternehmen nicht allein auf KI setzen können
Die Verlockung ist groß: KI-Übersetzungssysteme versprechen niedrigere Kosten und schnellere Markteinführungen. Doch während die technologischen Möglichkeiten beeindrucken (siehe unseren vorherigen Beitrag), lauern erhebliche rechtliche Risiken.
Die Zahlen sind alarmierend: Allein 2024 wurden in Deutschland 17 Produkthaftungsfälle dokumentiert, bei denen fehlerhafte maschinelle Übersetzungen zu Personenschäden führten. Durchschnittliche Schadensersatzsumme: 235.000 Euro pro Fall – ungeachtet der Kosten für Rückrufaktionen und Imageschäden.
Als Dokumentationsverantwortlicher stehen Sie im Spannungsfeld zwischen Kostendruck und juristischer Verantwortung. Diese Verantwortung können Sie nicht an KI-Systeme delegieren – eine Lektion, die mehrere Unternehmen bereits teuer bezahlen mussten.
In diesem Beitrag analysieren wir die rechtlichen Fallstricke KI-gestützter Übersetzungen, zeigen anhand konkreter Beispiele die potenziellen Konsequenzen und stellen praxiserprobte Lösungsansätze vor, die Rechtssicherheit und wirtschaftliche Effizienz vereinen.
Die Frage ist nicht, ob Sie maschinelle Übersetzung einsetzen sollten – sondern wie Sie diese rechtssicher implementieren können. Denn ein einziger schwerwiegender Übersetzungsfehler kann sämtliche Kosteneinsparungen zunichtemachen und im schlimmsten Fall existenzbedrohende Haftungsprozesse nach sich ziehen.
Rechtlicher Rahmen und Haftungsgrundlagen
Die rechtliche Lage ist eindeutig: Als Hersteller technischer Produkte können Sie sich nicht von der Verantwortung für Übersetzungsfehler in technischen Übersetzungen in Ihrer Dokumentation freizeichnen – selbst wenn KI-Systeme diese Fehler verursacht haben.
Die Anleitung als Produktbestandteil
Gemäß der EU-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG ist die Bedienungsanleitung integraler Bestandteil des Produkts. Ist die Übersetzung mangelhaft und führt dies zu Fehlbedienung oder Unfällen, haften Sie als Hersteller wie für einen Sachmangel am Produkt selbst. Das Oberlandesgericht München bestätigte 2024 in einem wegweisenden Urteil, dass ein Unternehmen für Schäden haften musste, die durch eine fehlerhafte, maschinell übersetzte Anleitung entstanden waren .
Entwicklungen im Produkthaftungsrecht
Die Novelle der EU-Produkthaftungsrichtlinie (2024/2853) erweitert diese Verantwortung explizit auf KI-Systeme: Ab 2026 gilt Software, einschließlich Übersetzungs-LLMs, als „Produkt“ im rechtlichen Sinne. Dies bedeutet, dass fehlende Updates oder unzureichendes Training Ihrer KI-Modelle als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden können.
Der Bundesgerichtshof hat in einem Grundsatzurteil (Aktenzeichen X ZR 45/23) klargestellt, dass Hersteller für KI-generierte Übersetzungen haften, sofern keine validierte Nachbearbeitung durch qualifizierte Fachübersetzer erfolgte. Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung des Vier-Augen-Prinzips.
CE-Kennzeichnung und mehrsprachige Dokumentation
Ohne eine einwandfreie Übersetzung der Anleitung in die Amtssprache des Ziellandes darf ein Produkt keine CE-Kennzeichnung tragen. Die CE-Richtlinien verlangen explizit verständliche Anleitungen in der Landessprache des Nutzers. Dies gilt unabhängig davon, ob die Übersetzung manuell oder mit KI-Unterstützung erstellt wurde.
Persönliche Haftung von Entscheidern
Oft übersehen wird die potenzielle persönliche Haftung von Entscheidungsträgern. In einem aktuellen Fall wurde nicht nur das Unternehmen, sondern auch der verantwortliche Dokumentationsleiter persönlich zu Schadensersatz verurteilt, weil er trotz bekannter Risiken ungeprüfte KI-Übersetzungen für eine Sicherheitsanweisung freigegeben hatte.
Diese rechtlichen Rahmenbedingungen machen deutlich: KI-Übersetzungen können enorme Effizienzvorteile bieten, doch die letztendliche Verantwortung für die Korrektheit und Sicherheit der Inhalte bleibt immer beim Hersteller und seinen Beauftragten. Ein durchdachtes Risikomanagement ist daher nicht optional, sondern essenziell für jeden, der KI in der technischen Dokumentation einsetzen möchte.
Typische Fehlerquellen mit konkreten Beispielen
Die Risiken KI-gestützter Übersetzungen sind nicht theoretischer Natur – sie manifestieren sich in konkreten Fehlern, die erhebliche Folgen haben können. Anhand realer Fälle zeigen wir die häufigsten Problemkategorien.
Terminologische Inkonsistenzen
Eine Studie der TU Darmstadt (2025) analysierte 12.000 maschinell übersetzte Maschinendokumentationen. In 43% der Fälle variierte die Übersetzung kritischer Fachbegriffe innerhalb desselben Dokuments.
Fallbeispiel: Ein Pressenhersteller musste 8.000 Maschinen zurückrufen, weil der englische Begriff „emergency stop“ im Deutschen inkonsistent als „Not-Halt“ und „Not-Aus“ übersetzt wurde. Diese Begriffe bezeichnen in der Maschinenrichtlinie unterschiedliche Sicherheitsfunktionen – ein vermeintlich kleiner Unterschied mit gravierenden Sicherheitsimplikationen.
Kontextbedingte „Halluzinationen“
Generative KI neigt dazu, fehlende Kontextinformationen durch plausibel klingende Annahmen zu ersetzen. Diese „Halluzinationen“ sind besonders tückisch, da sie oft schwer zu erkennen sind.
Fallbeispiel: Bei einer Wartungsanleitung für Industriemaschinen verwandelte ein LLM den Satz „Lubricate bearings every 500 operating hours“ in der chinesischen Übersetzung in „Apply edible oil every 500 hours“. Die Folge: 23% der Maschinen erlitten vorzeitigen Lagerausfall mit einem Gesamtschaden von 2,4 Millionen Euro.
Interkulturelle Missverständnisse
Technische Anweisungen müssen nicht nur wörtlich korrekt, sondern auch kulturell angemessen übersetzt werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Fallbeispiel: Ein prominenter Übersetzungsdienst übertrug die Warnung „Do not immerse in water“ wörtlich ins Japanische. Die gewählte Formulierung galt im technischen Kontext als unüblich und wurde von 68% der japanischen Anwender falsch interpretiert. Eine fachgerechte Lokalisierung senkte die Reklamationsrate später um 91%.
Logische Fehler in komplexen Anleitungen
Bei mehrstufigen Anleitungen oder bedingten Handlungsanweisungen haben KI-Systeme oft Schwierigkeiten, die logische Struktur korrekt zu erfassen und zu übertragen.
Fallbeispiel: Die KI-Übersetzung einer Troubleshooting-Anleitung vertauschte zwei Schritte in einer sicherheitskritischen Abschaltsequenz, da sie die kausale Beziehung zwischen den Schritten nicht erkannte. Ein Industriekunde erlitt dadurch einen Produktionsausfall von drei Tagen.
Diese Beispiele verdeutlichen: Während KI-Übersetzungen in vielen Bereichen hervorragende Ergebnisse liefern, benötigen sie bei technischen Dokumentationen eine qualifizierte menschliche Überprüfung, um teure und potenziell gefährliche Fehler zu vermeiden. Die Frage ist nicht, ob solche Fehler auftreten können – sondern wie Sie systematisch verhindern, dass sie in Ihre veröffentlichte Dokumentation gelangen.
Datenschutz und Compliance-Risiken
Neben Haftungsfragen bei Übersetzungsfehlern bergen KI-gestützte Übersetzungsprozesse weitere rechtliche Fallstricke – insbesondere im Bereich Datenschutz und branchenspezifischer Compliance.
DSGVO-Konformität bei Cloud-basierten Übersetzungsdiensten
Eine überraschende Erkenntnis: 75% der befragten Unternehmen sind sich nicht bewusst, dass die Nutzung gängiger Online-Übersetzungsdienste für Dokumente mit personenbezogenen Daten einen DSGVO-Verstoß darstellen kann. Die kostenlose Verfügbarkeit dieser Dienste verleitet Mitarbeiter dazu, sensible Inhalte ohne Datenschutzprüfung hochzuladen.
Fallbeispiel: Ein deutsches Medizintechnikunternehmen sieht sich aktuell einem Bußgeldverfahren (AZ: 5a O 127/25 LG München) ausgesetzt, weil technische Serviceanleitungen mit Patientendaten über einen kostenlosen Online-Translator übersetzt wurden. Der Dienst speicherte die Daten auf US-Servern ohne angemessene Schutzmaßnahmen – ein klarer Verstoß gegen Art. 44-49 DSGVO.
Vertrauliche technische Informationen
Technische Dokumente enthalten oft schützenswerte Betriebsgeheimnisse: Produktspezifikationen, Fertigungsparameter oder proprietäre Verfahren. Werden diese über externe KI-Dienste übersetzt, besteht das Risiko, dass diese Informationen in die Trainingsdaten des Anbieters einfließen und damit indirekt Wettbewerbern zugänglich werden.
Risikominimierung: Führende Unternehmen setzen zunehmend auf On-Premise-Lösungen oder spezielle Datenschutzverträge mit Übersetzungsdienstleistern, die vertraglich zusichern, dass Kundeninhalte nicht zum Training der KI-Modelle verwendet werden.
Branchenspezifische Compliance-Anforderungen
Regulierte Branchen unterliegen zusätzlichen Anforderungen bei der Dokumentation:
• Medizintechnik: Die MDR (Medical Device Regulation) fordert nachweisbar validierte Übersetzungsprozesse für alle patientenrelevanten Informationen
• Automotive: IATF 16949 und funktionale Sicherheitsstandards wie ISO 26262 definieren strenge Anforderungen an die Dokumentation sicherheitsrelevanter Systeme
• Luftfahrt: ASD-STE100 (Simplified Technical English) stellt besondere Anforderungen an die sprachliche Klarheit technischer Anleitungen
KI-Übersetzungen müssen diese branchenspezifischen Anforderungen berücksichtigen, was generische KI-Dienste oft nicht leisten können.
Dokumentationspflichten für KI-Systeme
Mit Inkrafttreten des EU AI Act entsteht eine neue Dimension der Compliance: Die Nutzung von KI-Systemen für sicherheitsrelevante Übersetzungen wird dokumentationspflichtig. Unternehmen müssen nachweisen können, welche Risikobewertung sie vorgenommen haben und welche Qualitätssicherungsmaßnahmen implementiert wurden.
Die Einhaltung von Datenschutz- und Compliance-Vorgaben ist keine bloße Formalität – sie ist essenziell, um kostspieligen Bußgeldern, Vertragsstrafen und Reputationsschäden vorzubeugen. Ein durchdachter Umgang mit KI-Übersetzungen berücksichtigt daher nicht nur die Übersetzungsqualität, sondern auch diese regulatorischen Aspekte.
Best Practices zur Risikominimierung
Nach der Betrachtung der Risiken stellt sich die entscheidende Frage: Wie können Sie KI-Übersetzungen nutzen, ohne Ihre rechtliche Sicherheit zu gefährden? Die folgende Systematik hat sich in der Praxis bewährt.
Der Vier-Stufen-Validierungsprozess
Führende Industrieunternehmen setzen auf einen mehrstufigen Ansatz:
1. Pre-Editing: Strukturieren Sie Ausgangstexte mit kontrollierter Sprache (ASD-STE100). Dies reduziert Mehrdeutigkeiten, die zu KI-Fehlern führen könnten, bereits im Ursprungstext.
2. KI-Basistranslation: Nutzen Sie domänenspezifische Modelle, die idealerweise mit Ihren eigenen Translation Memories trainiert wurden. Generische Übersetzungsdienste sind für technische Dokumentation oft unzureichend.
3. Fachredaktionelles Post-Editing: Lassen Sie Übersetzungen nach ISO 18587:2017 durch qualifizierte Technische Redakteure prüfen. Die Norm definiert klare Qualitätsstandards für die Nachbearbeitung maschineller Übersetzungen.
4. Juristische Freigabe: Etablieren Sie für sicherheitsrelevante Dokumente eine finale Prüfung durch Compliance-Beauftragte, anhand einer Checkliste gemäß Maschinenrichtlinie.
Technische Implementierungsstrategien
On-Premise-Lösungen: Lokale Installation von Open-Source-LLMs (z.B. OpenNMT) mit Integration in CAT-Tools wie Trados Studio gewährleistet, dass vertrauliche Daten Ihr Unternehmensnetzwerk nicht verlassen.
Terminologie-Injektion: Moderne CAT-Tools wie memoQ bieten „Adaptive MT“-Funktionen, die firmeneigene Glossare automatisch in KI-Übersetzungen einbinden und so terminologische Konsistenz sicherstellen.
Risiko-basierte Segmentierung: Kategorisieren Sie Ihre Inhalte nach Risikostufen:
• Stufe 1 (Höchstes Risiko): Sicherheitshinweise, rechtliche Warnungen – vollständige Humanübersetzung
• Stufe 2: Installations- und Betriebsanleitungen – KI mit umfassendem Post-Editing
• Stufe 3: Allgemeine Informationen – KI mit Stichprobenprüfung
Organisatorische Maßnahmen
Schulungsprogramme: Investieren Sie in Zertifizierungskurse für Post-Editoren nach tekom-Standard. Gutes Post-Editing erfordert spezifische Kompetenzen, die über klassisches Übersetzen hinausgehen.
Versicherungsschutz: Prüfen Sie Ihre Betriebshaftpflichtversicherung auf Deckung KI-bedingter Übersetzungsfehler. Spezialversicherer bieten inzwischen passgenaue Lösungen für dieses Risiko.
Nachweisbare Prozesse: Dokumentieren Sie alle Übersetzungs- und Prüfschritte so, dass sie im Streitfall als Sorgfaltsnachweis dienen können. Automatisierte Workflows mit Freigabestufen schaffen hier Rechtssicherheit.
Die konsequente Umsetzung dieser Best Practices ermöglicht es, die Effizienzvorteile der KI-Übersetzung zu nutzen, ohne die rechtlichen Risiken in Kauf zu nehmen. Der Schlüssel liegt nicht in der völligen Vermeidung von KI, sondern in ihrer kontrollierten, prozessoptimierten Anwendung mit menschlicher Aufsicht an den entscheidenden Punkten.
Kosten-Nutzen-Abwägung
Der Einsatz von KI in der Übersetzung technischer Dokumentation verspricht erhebliche Effizienzgewinne. Doch wie stehen diese im Verhältnis zu den Absicherungskosten und potenziellen Haftungsrisiken?
Die Wirtschaftlichkeitsrechnung
Eine Kosten-Nutzen-Analyse des ifo-Instituts liefert aufschlussreiche Daten: Unternehmen, die mindestens 18% ihres Übersetzungsbudgets in validierte KI-Prozesse investieren, erreichen eine Schadensreduktion von 74% bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung um 39%.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Investition in Qualitätssicherung nicht nur rechtliche Risiken minimiert, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Kostenstruktur verschiebt sich dabei:
Traditioneller Ansatz:
• Humanübersetzung: 100% der Kosten
• Qualitätssicherung: 10-15% der Kosten
• Rechtliche Risiken: Moderat
KI-gestützter Ansatz mit vollständiger Absicherung:
• KI-Übersetzung: 25-30% der ursprünglichen Übersetzungskosten
• Post-Editing & QS: 40-50% der ursprünglichen Übersetzungskosten
• Prozessimplementierung: Einmalig 10-15% der jährlichen Übersetzungskosten
• Rechtliche Risiken: Minimal bei korrekter Umsetzung
Die versteckten Kosten mangelhafter Übersetzungen
Zu den offensichtlichen Kosten durch Haftungsfälle kommen weitere wirtschaftliche Einbußen:
• Rückrufkosten: Ein mittelgroßer Maschinenhersteller bezifferte die Kosten für einen übersetzungsbedingten Rückruf auf durchschnittlich 430.000 Euro – ohne Berücksichtigung von Schadensersatzansprüchen .
• Reputationsschäden: Studien zeigen, dass fehlerhafte technische Dokumentation die Kundenzufriedenheit um bis zu 62% reduzieren kann , mit direkten Auswirkungen auf Folgegeschäfte und Markenwahrnehmung.
• Produktivitätsverluste: Unklare oder fehlerhafte Anleitungen erhöhen den Support-Aufwand und führen zu Anwendungsfehlern, die die Gesamtbetriebskosten (TCO) der Produkte steigern.
ROI-Berechnung für validierte KI-Übersetzungsprozesse
Ein mittelständischer Maschinenbauer mit 500 Seiten jährlichem Übersetzungsvolumen in 10 Sprachen erreichte folgende Ergebnisse:
• Investition: 45.000 € für Implementation eines validierten KI-Workflows
• Jährliche Einsparung: 72.000 € gegenüber klassischer Humanübersetzung
• Risikoreduzierung: 95% weniger überprüfungsbedingte Verzögerungen bei Markteinführungen
• Amortisationszeit: 7,5 Monate
Diese Zahlen verdeutlichen: Richtig implementierte KI-Übersetzungsprozesse kombinieren wirtschaftliche Effizienz mit rechtlicher Sicherheit. Der Schlüssel liegt nicht im blinden Vertrauen auf KI, sondern in ihrer intelligenten Integration in validierte Workflows, bei denen die Technologie ihre Stärken ausspielen kann, während menschliche Expertise die kritischen Aspekte absichert.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Die KI-Revolution in der technischen Übersetzung stellt Dokumentationsverantwortliche vor ein komplexes Spannungsfeld: einerseits die Notwendigkeit, Effizienzpotenziale zu nutzen, andererseits die unveränderte Verantwortung für die Korrektheit und Sicherheit aller Inhalte.
Zentrale Erkenntnisse
1. Unveränderte Haftungslage: Rechtlich bleibt der Hersteller für die Korrektheit der Anleitung verantwortlich – unabhängig davon, ob diese mit KI-Unterstützung übersetzt wurde oder nicht.
2. Risiko und Chance: Maschinelle Übersetzung bietet beeindruckende Effizienzgewinne, erzeugt aber spezifische Fehlertypen, die in technischen Kontexten schwerwiegende Folgen haben können.
3. Systemischer Ansatz: Die erfolgreiche Integration von KI erfordert durchdachte Prozesse mit klaren Qualitätssicherungsstufen – nicht bloß den Einsatz einer besseren Übersetzungs-Engine.
Konkrete Handlungsempfehlungen
1. Risikobasierte Strategie entwickeln:
o Inventarisieren Sie Ihre Dokumentationstypen nach Kritikalität
o Definieren Sie für jede Kategorie angemessene Übersetzungs- und Validierungsprozesse
o Etablieren Sie ein besonderes Augenmerk auf sicherheitsrelevante Passagen
2. Technologische Basis schaffen:
o Prüfen Sie datenschutzkonforme KI-Lösungen (On-Premise vs. Cloud)
o Integrieren Sie Terminologiemanagement in Ihren Übersetzungsworkflow
o Implementieren Sie revisionssichere Freigabeprozesse
3. Kompetenzen aufbauen:
o Schulen Sie Ihr Team in effektivem Post-Editing nach ISO 18587
o Sensibilisieren Sie Entscheider für Haftungsrisiken und Compliance-Anforderungen
o Etablieren Sie klare Verantwortlichkeiten für die Qualitätssicherung
4. Kontinuierliche Verbesserung:
o Führen Sie regelmäßige Stichprobenprüfungen veröffentlichter Übersetzungen durch
o Nutzen Sie Feedback aus dem Markt zur Prozessoptimierung
o Halten Sie sich über regulatorische Entwicklungen auf dem Laufenden
Die Zukunft der KI-gestützten technischen Übersetzung
Die neuen Entwicklungen im Bereich der Übersetzungs-KI werden die Branche weiter transformieren. Die künftige DIN SPEC 92025-2 wird ab Q3/2025 verbindliche Testverfahren für Übersetzungs-KI in sicherheitskritischen Anwendungen definieren und damit einen verlässlicheren Rahmen schaffen.
Unternehmen, die jetzt in fundierte, rechtssichere KI-Übersetzungsprozesse investieren, sichern sich nicht nur einen Vorsprung bei der Effizienz ihrer internationalen Kommunikation, sondern minimieren auch erhebliche Haftungs- und Compliance-Risiken.
„KI ist kein Ersatz, sondern ein Werkzeug – wie ein hochpräziser Schraubenschlüssel, der trotzdem von einem Monteur geführt werden muss.“
Bei PRODOC Translations unterstützen wir seit über 30 Jahren technische Unternehmen dabei, diese Balance zwischen Effizienz und Rechtssicherheit zu finden. Mit unserer Kombination aus ingenieurstechnischem Fachwissen, linguistischer Expertise und zertifiziertem KI-Know-how begleiten wir Sie bei der sicheren Integration von KI in Ihre Übersetzungsprozesse.
Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch, in dem wir gemeinsam analysieren, wie Ihre technische Dokumentation von den Möglichkeiten der KI profitieren kann – ohne dabei rechtliche Risiken einzugehen.
Häufige Fragen
Hersteller technischer Produkte tragen laut EU-Recht die volle Verantwortung für die Korrektheit ihrer technischen Dokumentation – auch wenn diese mithilfe von KI übersetzt wurde. Die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG betrachtet Bedienungsanleitungen als integralen Bestandteil des Produkts. Fehlerhafte Übersetzungen gelten als Sachmangel, mit entsprechenden Haftungsfolgen.
Mit der neuen EU-Produkthaftungsrichtlinie 2024/2853, gültig ab 2026, wird Software (einschließlich KI-Systemen) rechtlich als Produkt eingestuft. Fehlfunktionen durch veraltete oder schlecht trainierte Modelle können als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden. Zudem müssen alle CE-konformen Produkte über eine korrekte, verständliche Anleitung in der Amtssprache des Zielmarkts verfügen.
Ohne qualifizierte menschliche Nachbearbeitung bleibt der Einsatz von KI ein rechtliches Risiko – das auch persönliche Haftung von Entscheidern einschließen kann.
Typische Fehler von KI-Übersetzungen – wie terminologische Inkonsistenzen, logische Fehler oder Halluzinationen – können bei sicherheitsrelevanten Texten verheerende Folgen haben. Diese Risiken lassen sich durch einen systematischen Qualitätsprozess deutlich minimieren.
Empfohlen wird ein Vier-Stufen-Validierungsprozess:
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Pre-Editing: Klarheit und Einfachheit durch kontrollierte Sprache (z. B. ASD-STE100)
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KI-Basistranslation: Nutzung domänenspezifischer, DSGVO-konformer Modelle
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Post-Editing: Nachbearbeitung durch zertifizierte Fachredakteure gemäß ISO 18587
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Juristische Freigabe: Prüfung durch Compliance- oder Sicherheitsverantwortliche
Besonders wichtig ist dabei die Verwendung strukturierter Terminologiedatenbanken, die durch sogenannte Terminologie-Injektion direkt in die Übersetzung integriert werden.
Ein validierter KI-gestützter Übersetzungsprozess kann die Kostenstruktur erheblich optimieren. Laut einer Studie des ifo-Instituts (2025) lassen sich durch kluge Prozessintegration folgende Ergebnisse erzielen:
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Einsparungspotenzial: bis zu 50 % der Kosten im Vergleich zu reiner Humanübersetzung
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Beschleunigung: Markteinführungszeiten verkürzen sich signifikant durch schnellere Übersetzungszyklen
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Risikoreduktion: validierte KI-Prozesse senken die Wahrscheinlichkeit haftungsrelevanter Fehler um bis zu 74 %
Ein kalkuliertes Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen investierte 45.000 € in die Einführung eines validierten KI-Workflows und spart dadurch jährlich rund 72.000 € – bei einer Amortisationszeit von unter acht Monaten.
🔗 ifo-Institut: Wirtschaftlichkeit validierter KI-Übersetzung